Seit Jahrzenten produzieren Büros aus Österreich und der Schweiz Weltarchitektur. Doch seit einigen Jahren verlieren sich die Gegensätze. Der Wettkampf der Stile weicht inhaltlichen Trends.
In den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts begann die Zeit der internationalen Stararchitekten. Und in dieser Szene exklusiver Namen, die weltweit beachtete Prestigeprojekte bauten, fanden sich überproportional viele Schweizer und Österreicher. Von Herzog & de Meuron, Peter Zumthor, Mario Botta und Max Dudler auf der eidgenössischen Seite zu Coop Himmelb(l)au, Hans Hollein, Gustav Peichl oder Delugan Meissl aus Felix Austria waren die Alpenländer bei Projekten für Museen, Konzerthallen und Sportstadien überreich vertreten.
Die stilistischen Unterschiede bei diesem Kampf um die Superaufträge waren relativ klar definiert. Die Nachfahren von Le Corbusier und Max Bill aus der protestantischen Schweiz sorgten für die geschlossenen Formen, die verständige Ordnung und eine dezente Materialwahl von großer Seriosität. Die Nachfahren des katholischen Habsburger Pomps und der Wiener Ringstraße erfreuten sich hingegen an einer bewegten Betonarchitektur skurriler Einfälle und zeigten keine Furcht vor Farben oder funktionslosen Ausstülpungen.
Heute bauen die Büros vom Alpennordkamm, die den Durchbruch der Architektur zum Spektakel mitgeprägt haben, vor allem im Ausland. Was in ihrer Heimat mit der Baukultur geschieht, bestimmen längst andere. Nationale Vorlieben haben sich dabei über die Jahre beinahe umgekehrt. Prämierte Gebäude aus der Schweiz zeigen immer häufiger das Skulpturale, Rohe und Plastische, für das früher das Team Österreich verantwortlich war. Dagegen ist zwischen Bregenz, Wien und Graz das Verrückte konsequent dem Rechteckigen gewichen. Die knallige Idee taugt nur noch zum Akzent.
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