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Yves Saint Laurent und seine Kunst

60 Jahre nach seiner ersten Haute-Couture-Kollektion und 20 Jahre nach seinem Abschied aus der Modewelt ehren sechs Pariser Museen die stilbildende Mode Yves Saint Laurents.

 

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Yves Saint Laurent. Smoking Automne-hiver 2001. © Yves Saint Laurent @Nicolas Mathéus

Mutig, experimentell, bahnbrechend – manchmal skandalös, aber stets un­vergleichlich waren Yves Saint Laurents Kreationen. Seit Januar 1962, als er seine erste Haute­-Couture­-Kollektion zeigte, gelang ihm beinahe jedes Jahr­zehnt mindestens eine Moderevolution. Er brachte der Frau den Nadelstrei­fenanzug, die »Saharienne«, den Nude Look, Smoking, Jumpsuit und Trench­coat. Er feierte den androgynen Look, als die Weiblichkeit noch Modediktat war. »Coco Chanel brachte den Frauen die Freiheit, Yves Saint Laurent die Macht!«, stellte einst sein Lebensgefährte und Geschäftspartner Pierre Bergé fest. Yves Saint Laurent schuf früh auch mit atypischen Materialien, die als unedel galten, erlesenste Couturemodelle: Jersey, Raffia, Plastik oder gar Holz. Er ließ als einer der ersten Modeschaffenden schwarze Mannequins defilieren. Und: Er interpretierte 1965 erstmals Kunst mit seinen Roben. Zwar wagte Elsa Schiaparelli bereits in den 1930er­Jahren mit Salvador Dalí, Jean Coc­teau und Alberto Giacometti ein Cross­over zwischen Kunst und Mode, ließ Künstler Stoffe entwerfen oder Seiden­ und Organzakleider bemalen.

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Yves Saint Laurent Veste Hommage à ma maison Printemps-été 1990 Organza brodé d’or et de cristal de roche Musée Yves Saint Laurent Paris © Yves Saint Laurent @Nicolas Mathéus

Aber Yves Saint Laurent übersetzte als Erster bestehende Kunstwerke in Bewegung, in die dritte Dimension. »Ich glaube, dass die Arbeit eines Couturiers derjenigen eines Künstlers ganz nahe ist. Ich habe meine Inspirationen ständig aus den Werken zeitgenössischer Künstler bekommen«, erklärte er einmal. 

Saint Laurent hatte sich immer gewünscht, dass sein Werk noch hundert Jahre nach seinem Ableben diskutiert werden würde. Sechs Pariser Aus­stellungen über alle Facetten seines Œuvres sollen dazu jetzt die Möglich­keit bieten. Zum 60. Jahrestag seiner ersten Haute-Couture-Kollektion feiern deshalb neben dem Musée Yves Saint Laurent fünf weitere Pariser Museen den inspirierenden Dialog des Couturiers mit Kunst und Literatur.


Centre Pompidou
Modeinterpretationen von Meisterwerken des 20. Jahrhunderts, unter anderem von Piet Mondrian, Martial Raysse, Gary Hume, Fernand Léger und Tom Wesselmann. Bis 16.05.2022. 
Yves Saint Laurent IDEAT 11Musée du Louvre Im Mittelpunkt: die Faszination des Couturiers für das Licht, vor allem für Gold als »Farbe der Sonne«, für die dekorativen Kunstwerke der Galerie d’Apollon und für prunkvolle, reich bestickte Roben. Bis 15.05.2022.
Musée d’Art Moderne Fokussiert auf den Einfluss der schönen Künste auf den Couturier. Bis 15.05.2022.
Musée d’Orsay Betrachtet wird die Wirkung Marcel Prousts und seines Romanzyklus Auf der Suche nach … auf Saint Laurent. Er hatte 1971 u. a. Roben für den Bal Proust kreiert, den die Rothschilds 1971 zum 100. Geburtstag des Autors gaben. Neben den Kleidern im Belle-Époque-Stil werden auch seine berühmten Smokings ausgestellt. Bis 15.05.2022.  
Musée National Picasso Präsentation von Teilen der Haute-Couture-Kollektion Hommage à Picasso et Diaghilev von 1979, etwa kostbare Brokatjacken, im Dialog mit Werken Picassos, die ihn inspirierten. Bis 15.04.2022.
Musée Yves Saint Laurent Gezeigt werden Zeichnungen, Schnittmuster, Stoffe und Schneiderpuppen seiner Kundinnen. Bis 18.09.2022. 

Links: Piet Mondrian (dit), Mondriaan Pieter-Cornelis (1872-1944) Composition en rouge, bleu et blanc II, 1937. Photo © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais/Jacques Faujour. Rechts: Yves Saint Laurent Robe Hommage à Piet Mondrian Automne-hiver 1965, Musée Yves Saint Laurent Paris © Yves Saint Laurent @Nicolas Mathéus