60 Jahre nach seiner ersten Haute-Couture-Kollektion und 20 Jahre nach seinem Abschied aus der Modewelt ehren sechs Pariser Museen die stilbildende Mode Yves Saint Laurents.

Mutig, experimentell, bahnbrechend – manchmal skandalös, aber stets unvergleichlich waren Yves Saint Laurents Kreationen. Seit Januar 1962, als er seine erste Haute-Couture-Kollektion zeigte, gelang ihm beinahe jedes Jahrzehnt mindestens eine Moderevolution. Er brachte der Frau den Nadelstreifenanzug, die »Saharienne«, den Nude Look, Smoking, Jumpsuit und Trenchcoat. Er feierte den androgynen Look, als die Weiblichkeit noch Modediktat war. »Coco Chanel brachte den Frauen die Freiheit, Yves Saint Laurent die Macht!«, stellte einst sein Lebensgefährte und Geschäftspartner Pierre Bergé fest. Yves Saint Laurent schuf früh auch mit atypischen Materialien, die als unedel galten, erlesenste Couturemodelle: Jersey, Raffia, Plastik oder gar Holz. Er ließ als einer der ersten Modeschaffenden schwarze Mannequins defilieren. Und: Er interpretierte 1965 erstmals Kunst mit seinen Roben. Zwar wagte Elsa Schiaparelli bereits in den 1930erJahren mit Salvador Dalí, Jean Cocteau und Alberto Giacometti ein Crossover zwischen Kunst und Mode, ließ Künstler Stoffe entwerfen oder Seiden und Organzakleider bemalen.

Aber Yves Saint Laurent übersetzte als Erster bestehende Kunstwerke in Bewegung, in die dritte Dimension. »Ich glaube, dass die Arbeit eines Couturiers derjenigen eines Künstlers ganz nahe ist. Ich habe meine Inspirationen ständig aus den Werken zeitgenössischer Künstler bekommen«, erklärte er einmal.
Saint Laurent hatte sich immer gewünscht, dass sein Werk noch hundert Jahre nach seinem Ableben diskutiert werden würde. Sechs Pariser Ausstellungen über alle Facetten seines Œuvres sollen dazu jetzt die Möglichkeit bieten. Zum 60. Jahrestag seiner ersten Haute-Couture-Kollektion feiern deshalb neben dem Musée Yves Saint Laurent fünf weitere Pariser Museen den inspirierenden Dialog des Couturiers mit Kunst und Literatur.
Centre Pompidou Modeinterpretationen von Meisterwerken des 20. Jahrhunderts, unter anderem von Piet Mondrian, Martial Raysse, Gary Hume, Fernand Léger und Tom Wesselmann. Bis 16.05.2022.
Musée du Louvre Im Mittelpunkt: die Faszination des Couturiers für das Licht, vor allem für Gold als »Farbe der Sonne«, für die dekorativen Kunstwerke der Galerie d’Apollon und für prunkvolle, reich bestickte Roben. Bis 15.05.2022.
Musée d’Art Moderne Fokussiert auf den Einfluss der schönen Künste auf den Couturier. Bis 15.05.2022.
Musée d’Orsay Betrachtet wird die Wirkung Marcel Prousts und seines Romanzyklus Auf der Suche nach … auf Saint Laurent. Er hatte 1971 u. a. Roben für den Bal Proust kreiert, den die Rothschilds 1971 zum 100. Geburtstag des Autors gaben. Neben den Kleidern im Belle-Époque-Stil werden auch seine berühmten Smokings ausgestellt. Bis 15.05.2022.
Musée National Picasso Präsentation von Teilen der Haute-Couture-Kollektion Hommage à Picasso et Diaghilev von 1979, etwa kostbare Brokatjacken, im Dialog mit Werken Picassos, die ihn inspirierten. Bis 15.04.2022.
Musée Yves Saint Laurent Gezeigt werden Zeichnungen, Schnittmuster, Stoffe und Schneiderpuppen seiner Kundinnen. Bis 18.09.2022.