Wie sieht das Ferienhaus einer Frau aus, die ständig auf Reisen ist? Leicht und unbeschwert wie ein warmer und sonniger Urlaubstag, das ist die Ansage!
Alle Fenster sind weit geöffnet, der Wind spielt mit den Vorhängen, Sonnenstrahlen tanzen über den Boden. Auf der Terrasse am türkisfarbenen Pool sitzt Nani Marquina, Designerin und Inhaberin des gleichnamigen Teppichlabels, das sie 1987 in Barcelona gründete. Sie erzählt, weshalb dieses Sommerdomizil an der katalanischen Costa Brava, rund eine Stunde vom Firmensitz entfernt, so kostbar für sie ist: »Dieser Ort ist wie eine Rückkehr zu meinen Wurzeln. Früher waren wir im Sommer regelmäßig an der Küste, mein Vater Rafael besaß ein kleines Boot in Tossa de Mar, die Buchten der Costa Brava kannte ich wie meine Westentasche.«
Auch Nani Marquinas Ehemann, der Fotograf Albert Font, verbrachte als Kind die Sommer an der Küste. Der weite Himmel, die hellen Sandstrände, das saftige Grün der Hügel der Serra, die sich bis zum Meer hinunterwellen, wirken wie eine Frische- und Entspannungskur zwischen den vielen Reisen, die das Paar beruflich unternimmt. »Weil wir ständig unterwegs sind, wollten wir ein einfaches Haus nahe Barcelona, das es uns erlaubt, Pausen einzulegen und gleichzeitig weiterzuarbeiten, am liebsten mit Blick aufs Meer«, erzählt die lebhafte Designerin.
Obwohl sie die nüchterne 70er-Jahre-Architektur des Bungalows zunächst nicht begeisterte – ihr Traum war ein altes Landhaus –, erwies sich der Bau, der zuvor der spanischen Malerin Pepa Poch gehört hatte, schließlich doch als Glücksgriff. Das riesige Künstleratelier mit Glasdach sah die Gestalterin sofort als Arbeitsplatz vor sich: Blick in den Garten, in der Ferne das Meer, der weite Horizont – gekauft! Am Schreibtisch vor den großen Fenstern, deren Holzrahmen die Bewohner gegen Rahmen aus rostigem Eisen tauschten, entstehen die zeitgenössischen Teppichkollektionen von Nani Marquina, die sie mit renommierten Designern wie Ilse Crawford, Doshi Levien, Jaime Hayon und den Bouroullec-Brüdern realisiert. Herstellen lässt sie die handgewebten und getufteten Meisterwerke ausschließlich in Indien, Afghanistan und Pakistan. So sichert sie überliefertes Wissen und unterstützt zugleich die Dorfgemeinschaften.
Ihr Stil, der für sie typische Mix aus natürlichen Materialien, starken Farbakzenten und sichtbaren kulturellen Einflüssen, spiegelt auch das eigene Interieur wider: schlichte Holzkisten ersetzen Schränke, eine Sammlung indischer und afrikanischer Besen und Bürsten schmückt die Wand, mittendrin ein klatschmohnrotes Polder-Sofa von Hella Jongerius. Und über dem Esstisch des Niederländers Piet Hein Eek hängen kolumbianische Leuchten aus Bastgeflecht und PET-Flaschen. Die Zusammenstellung ist oft schlicht, beinahe karg, doch so kommen auch einfachste Accessoires optimal zur Geltung. Sie brauche Ordnung um sich herum, um ihren Geist zu beruhigen, sagt Nani Marquina. Einzige Ausnahme in der selbst auferlegten Einrichtungsdiät: Kakteen und Sukkulenten in allen Formen und Größen, die sich explosionsartig im Haus, auf den Terrassen und im Garten ausbreiten. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis ihre textilen Kreationen in allen nur erdenklichen Grüntönen leuchten werden.