Möbel oder Mode? Nein, Beides! Der Pariser Robert Acouri, Gründer von La Manufacture, hat gleich zwei seiner Leidenschaften zum Beruf und Kern des Unternehmens gemacht.
In seiner Boutique und auf der Website versammelt er Fashion- und Designstücke renommierter Gestalter – handwerklich exzellent verarbeitet und zeitlos im Look.
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Gerade hat La Manufacture auf der Mailänder Möbelmesse 25 Produkte bekannter Architekten und Designer vorgestellt, darunter Sessel, Sofa und Beistelltisch von Noé Duchaufour-Lawrance, einen Sandsteinhocker von Constance Guisset, einen Stuhl von Patrick Norguet und einen Schirmständer des schwedischen Duos Front. Davor wurde die Prêt-à-porter-Kollektion des neuartigen Labels für den Herbst/Winter 2022/23 auf der Paris Fashion Week gezeigt. Der Elan und die Hartnäckigkeit, mit der Robert Acouri die Kollaborationen mit Mode- und Designschaffenden gleichermaßen vorantreibt, ist typisch für den Franzosen. Sein Mantra könnte lauten: handeln, bis man eine Lösung gefunden hat!
Schon als Finanzbeauftragter der Oper und des Balletts von Monte Carlo war Acouri fasziniert von »diesen kleinen Werkstätten, die alle Kostüme von Hand fertigten, darunter auch solche von Karl Lagerfeld oder Fernando Botero, einschließlich der Perücken aus Echthaar«. Später leitete er das Luxushaus Ichthys, für das er in Mailand ein Stil- und Kommunikationsbüro einrichtete. Damals besuchte er die Ateliers italienischer Kunsthandwerker und lernte, dass diese bei neuen Projektanfragen nach einer Lösung suchen und dabei auf ihre Kompetenznetzwerke zurückgreifen, statt mit einem mutlosen Nein zu antworten. So kam er auf die Idee, renommierte Designer auch Kleidung entwerfen zu lassen.
Wenn ein Sessel einen Mantel inspiriert
Um für La Manufacture international gefragte Kreative zu gewinnen, holte Acouri den Venezianer Luca Nichetto als künstlerischen Leiter ins Boot. Dieser sieht das Unternehmen als »cicca«, als etwas Kleines, Wertvolles, Erhaltenswertes. So feierten einige Stücke der von ihm zusammengetrommelten Designercommunity gleich nach dem Launch Erfolge: etwa der Moro-Sessel von Sebastian Herkner, ein raffiniertes Sideboard von Neri & Hu oder auch eigene Entwürfe wie das Sofa und der kokonartige Sessel Liaison, sein Rundbogenspiegel Soufflé aus mundgeblasenem Glas sowie sein Henkelhocker Allié, eine Hommage an Nichettos Großmutter. Die perforierte Sitzfläche seines Sessels Melitea inspirierte den Italiener schließlich auch dazu, eines der Keypieces der Modekollektion 2022 zu entwerfen – einen Mantel mit dem Motto »Leere und Fülle« und einer witzigen Idee: Steckt man die Hände in die Taschen, landen sie gleichzeitig in den Taschen der Hose.
Von der Idee des Layerings und der Material-mixturen ließ sich auch die Designerin Milena Laquale inspirieren, künstlerische Leiterin der Fashionlinie von La Manufacture. »Wir arbeiten mehr denn je daran, Mode und Design zu vereinen«, betont Robert Acouri. So kommen neugierige Kunden wegen des Designs in die Boutique nahe des Place de la Concorde, kaufen aber am Ende Mode und umgekehrt. Der Gründer erzählt begeistert von dem Tag, als »eine Japanerin wegen einer Seidenbluse hereinkam und dann Möbel im Wert von 35 000 Euro kaufte«. Mittlerweile hat die Firma einen wachsenden internationalen Fan- und Kundenkreis. Seine Pariser Klientel überrascht Robert Acouri immer wieder mit Eyecatchern im Schaufenster, etwa mit violetten Mokassins aus Wildleder, die in Neapel von Paolo Scafora gefertigt wurden.
Lebendiger Treffpunkt
Ohnehin spielt direkter Kundenkontakt für den Unternehmer eine große Rolle: Er liebt das persönliche Gespräch bei einem Kaffee, gibt Expertentipps bei Interieurprojekten, empfiehlt Stoffe für Möbelbezüge und lädt Influencer ein. Denn häufig, so stellte er fest, hat das Modepublikum einen unerfahrenen Blick auf zeitgenössisches Design, während es sich besonders gern auf den Möbeln von La Manufacture fotografieren lässt. Zum Beispiel auf dem Sofa von Luca Nichetto, auf dem man Platz nimmt, um die High Heels mit Neonsohle des italienischen Schuhmachers Marco Del Dami anzuprobieren. Trotzdem hat der Gestalter nicht im Sinn, Design zu »fashionisieren« (und vice versa). Doch die Möbel und Kleidungsstücke ergänzen sich: Eine Leuchte aus Muranoglas erhellt einen Tisch des Parfümeurs Ben Gorham, in dessen Gestell das »M« von La Manufacture eingearbeitet ist, das man wiederum als Gürtelschnalle wiederfindet. Heute, da ist sich Robert Acouri sicher, wachsen Mode und Design immer mehr zusammen. Es gilt als cool, dass Jaime Hayon mit Zara zusammenarbeitet, ebenso wie Patricia Urquiola mit Max Mara. Der Modeschöpfer Pierre Cardin ent-
warf bereits in den 1960er-Jahren Möbel, lange bevor Karl Lagerfeld eine Möbelkollektion für die Carpenters Workshop Gallery auflegte. Für Robert Acouri war der verstorbene Virgil Abloh ein Symbol für diese Verbindung zwischen den beiden Welten. Entwarf Patrick Norguet nicht die Schaufenster von Vuitton? Hat Sebastian Herkner nicht Stella McCartney assistiert? Luca Nichetto fasst es auf seine Weise zusammen: »Wir wollen einfach Produkte herstellen, die den Menschen ans Herz wachsen.«