Britta Thie in den Deichtorhallen

Am Filmset im Museum: Die hyperrealistischen Gemälde der Schauspielerin und Künstlerin Britta Thie.

Britta Thie ist ein Phänomen. Das gilt für die Künstlerin selbst ebenso wie für ihre Kunst. Und nein, das ist nicht übertrieben. Denn zum einen arbeitet die hochgewachsene Wahl-Berlinerin mit dem elfenbeinfarbenen Teint als Model und Schauspielerin – aktuell ist sie in der Netflix-Serie »Die Kaiserin« zu sehen. Zum anderen ist sie malerisch so versiert, dass man manchmal ungläubig vor ihren großformatigen Ölgemälden steht. Darauf schimmern und glänzen beinahe foto-gleich allerlei komplizierte Apparaturen, Kameras, Kräne, Scheinwerfer und Spots, die sie an Filmsets entdeckt und dann abzeichnet oder abfotografiert – etwa wenn sie als Schauspielerin einer internationalen Serienproduktion lange Wartezeiten überbrücken muss.

Blasse Frau mit rötlichen Haaren vor einem grauen Hintergrund.
Die Künstlerin Britta Thie, Foto: Jeanne Degraa.

Ihre »hyperrealistischen Porträts der Filmtechnik«, die sie höchst präzise auf Leinwände überträgt, scheinen vom Geschehen vor, während und nach Ablauf der Dreharbeiten zu erzählen. Die Künstlerin verweist damit auf sogenannte »Prop-Graveyards« – »Requisiten-Friedhöfe«, in denen gesamte Kulissen und deren Erzählungen losgelöst von Zeit und Raum darauf warten, für eine weitere Staffel, einen weiteren Dreh wiederbelebt zu werden.

»Ich fand es sehr poetisch, wie sich das Equipment ganz ungewollt und nebenbei gegenseitig an- und ausleuchtet«, so die Künstlerin in einem Interview des Magazins Monopol. »Es wirkte wie ein parallel existierender Ensemble-Cast aus Tech-Charakteren.«

Violetter Himmel mit orangen Wolken und Lichtgerüst von Britta Thie
Bild „Untitled“, 2025, Courtesy of the artist and Wentrup, Berlin, Foto: Matthias Kolb.
Film Equipment vor einem grünen Hintergrund von Britta Thie.
Bild „Lunch Break“, 2025, Courtesy of the artist and Wentrup, Berlin, Foto: Matthias Kolb.

Tatsächlich wird metallenes Hightech-Equipment auf ihren Arbeiten zu aufregenden Protagonisten, die alles andere als kühl und sperrig wirken. Im Gegenteil. Da ragen Kräne mit Flutlichtaufbauten vor rosa Wolken auf, senden Laptops, Monitore und Greenscreens unhörbare Blinksignale und flattern irisierende Folien vor dunkelblauem Nachthimmel.

Licht Equipment aus Metall mit einem blauen Hintergrund von Britta Thie.
Bild „Gelled“, 2025, Courtesy of the artist and Wentrup, Berlin, Foto: Matthias Kolb.

Britta Thie, die Performance und Experimentalfilm an der Universität der Künste Berlin (UdK) studierte und dort als Meisterschülerin der Filmemacherin Hito Steyerl abschloss, fertigt mit feinsten Pinselstrichen Kompositionen, die nicht nur von der Technik selbst erzählen, sondern auch von der für den Zuschauer unsichtbaren aber sehr aufwendigen Produktionsarbeit mit meist riesiger Crew.

Ein bisschen Hollywood- und Show-Bizz-Flair der Filmindustrie jedenfalls schwingt immer mit bei den Arbeiten der 37-Jährigen. In der Soloausstellung Studio in den Hamburger Deichtorhallen sind sie jetzt live zu erleben, und zwar an einem echten Filmset – und ganz in der Nähe eines anderen Meisters des Fotorealismus: Parallel ist die Ausstellung Franz Gertsch Blow up noch bis zum 4. Mai 2025 zu sehen.

Britta Thie

Studio

7. März bis 4. Mai 2025

Halle für Aktuelle Kunst, Deichtorhallen Hamburg

deichtorhallen.de