Die Ausstellung Franz Gertsch – Blow Up in den Deichtorhallen gewährt einen faszinierenden Überblick über das Schaffen des Schweizer Fotorealisten.
Ausdauer, Geduld, Fingerfertigkeit. Kaum ein Künstler hat so akribisch, so manisch, so genau gearbeitet wie Franz Gertsch (1930-2022). Für die Realisation eines einzelnen Werkes benötigte der Schweizer jeweils ein bis anderthalb Jahre. Farbpünktchen für Farbpünktchen setzte er auf riesige Leinwände, auf die er häufig eigene Dias als Vorlagen projizierte.
So entstanden bis zu sechs Meter große Gemälde der Jugend- und Musikszene aus den 1970er Jahren wie von Patti Smith, den Rolling Stones sowie sein Gruppengemälde »Medici«, das bereits 1972 auf der documenta 5 für Aufsehen sorgte und ihm den internationalen Durchbruch bescherte. In den 1980er Jahren dann fertigte er ikonische Frauenporträts und Porträts seiner Künstlerfreunde an, in den letzten beiden Jahrzehnten kamen epische Landschaften und Naturmotive hin zu. Meisterhaft und ebenso arbeitsintensiv sind seine monumentalen Holzschnitte. Inspiriert von einer Japanreise im Jahr 1986 fertigte er sie bis 1995 ausschließlich an. Die Drucke sind durch ihre schiere Größe von außergewöhnlicher Präsenz. In mühevoller Handarbeit entstehen sie aus verschiedenen Holzarten, hochwertigen Pigmenten und handgeschöpftem Japanpapier.
Franz Gertsch gilt als Pionier des Fotorealismus und erlangte mit seinen farbkräftigen Gemälden und meisterhaften Holzschnitten weltweiten Ruhm. Bis heute beeindrucken seine Arbeiten durch ihre unfassbare Präzision.
Eine Retrospektive in den Deichtorhallen Hamburg zeigt aktuell eine faszinierende Werkübersicht des Künstlers aus mehr als 60 Jahren seines Schaffens: Auf unverwechselbare Weise und mit handwerklicher Perfektion arbeitet der Künstler in seinen Werken mit Nahsicht und Fernwirkung, Abstraktion und Gegenständlichkeit, und nähert sich auf ganz besondere Weise der Wirklichkeit an, die dennoch immer etwas Geheimnisvolles bewahrt.
Die riesigen weißen Hallen des Kunstmuseums sind prädestiniert für Gertschs Großformate. Sie lassen dem Besucher ausreichend Raum, um sie aus mehreren Metern Abstand aber auch ganz aus der Nähe zu betrachten. Dann verschwimmen die winzigen Punkte zur Abstraktion, sodass man regelrecht in seinen hyperrealistischen Darstellungen versinkt.
Franz Gertsch. Blow Up. Eine Retrospektive.
Bis 4. Mai 2025.