Nur acht Jahre. Acht Jahre sind eine kurze Zeit, um sich als Künstler zu entfalten. Noah Davis hat es dennoch geschafft.
Von seiner ersten Ausstellung 2007 bis zu seinem frühen Tod im Jahr 2015 – damals war er 32 – schuf er ein beeindruckendes Gesamtwerk. Er malte, was er in seiner Nachbarschaft in Los Angeles sah: Alltagsszenen aus dem Leben schwarzer Menschen: Personen, die in Swimmingpools hüpfen, Tanzschüler, eine Mutter, die ihr Kind versohlt. Figuren, die auf Sofas schlafen, musizieren oder Zeitung lesen – und an die Ästhetik der Werke von Peter Doig und Lynette Yiadom-Boakye erinnern. Auch Fotos, die er auf Flohmärkten fand sowie Bilder aus Film und Fernsehen dienten ihm als Vorlagen für seine immer etwas rätselhaft und melancholisch wirkenden Gemälde.
Davis, der sich bereits als Teenager ein Atelier einrichtete und später mit seiner Frau Karon Davis das viel beachtete „Underground Museum“ im Viertel Arlington Heights, L.A, gründete, war überzeugt, er habe die Verantwortung, die Menschen zu repräsentieren, die ihn umgeben. Damit wollte er »die Art und Weise verändern, wie sie Kunst betrachten, Kunst kaufen und Kunst machen«.
Sein Interesse an der Geschichte der Malerei konnte er währenddessen bei seiner Tätigkeit in der Buchhandlung des Museum of Contemporary Art (MOCA) in Los Angeles stillen.
Umso erstaunlicher, dass dem Maler erst jetzt mit mehr als 50 Gemälden, Papierarbeiten und Skulpturen eine erste institutionelle Retrospektive gewidmet wird. Ihren Auftakt hat die Übersichtsschau im MINSK in Potsdam. Das Kunsthaus, gegründet von dem Mäzen und Tech-Milliardär Hasso Plattner, konzentriert sich auf moderne und zeitgenössische Arbeiten mit einem Schwerpunkt auf Kunst aus der ehemaligen DDR. Noah Davis’ Ausstellung betont seinen einzigartigen Blick und sein Wissen über die Geschichte der figurativen Malerei – besonders auch in der Neuen Sachlichkeit und Leipziger Schule. Ein lohnenswerter Einblick in geballte Schaffenskraft von nur acht Jahren.
Weitere Stationen der Schau:
Barbican, London und Hammer Museum, Los Angeles.
Noah Davis
7. September 2024 – 5. Januar 2025