Sebastião Salgado: Eine Retrospektive in Köln

Die Galerie Bene Taschen widmet dem im Jahr 2025 verstorbenen brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado eine große Retrospektive. Kaum ein anderer hat den Blick auf unsere Welt so geprägt wie er – mit Schwarzweißaufnahmen, die Mensch und Natur in ihrer verletzlichen Schönheit zeigen.

Vom 29. Oktober 2025 bis zum 24. Januar 2026 sind in Köln Arbeiten aus seinen bedeutendsten Serien zu sehen: Genesis, Workers, Gold, Exodus und Other Americas. Zusammen erzählen sie die Geschichte eines Fotografen, der immer mehr sah als nur Motive. Salgado dokumentierte die Würde der Arbeit, die Folgen von Flucht und Vertreibung und die fragile Balance der Natur.

Vom Amazonas bis zur Goldmine

Die Serie Genesis gilt als Salgados visuelles Vermächtnis. Über mehrere Jahre und 32 Reisen hinweg entstanden Aufnahmen aus unberührten Regionen der Erde – eine Hommage an das, was noch nicht zerstört ist. Millionen Besucherinnen und Besucher haben die Ausstellung weltweit gesehen.

Mit Workers richtete Salgado den Blick auf die Arbeitswelten derer, die oft unsichtbar bleiben. Menschen bei der Ernte, beim Schiffbau, in der Mine. Es ist eine fotografische Archäologie traditioneller Arbeit, bevor Maschinen und Globalisierung sie verdrängten.

Gold führt tief in die Mine von Serra Pelada im brasilianischen Regenwald. 1986 dokumentierte Salgado dort das Leben von 50.000 Männern, die in Handarbeit nach Gold suchten. Die Bilder dieses gewaltigen Trichters, der sich 120 Meter in die Erde gräbt, gehören zu den ikonischsten seiner Karriere.

Sebastião SalgadoGold Mine of Serra Pelada, Pará, Brazil, 1986 © Sebastião Salgado
Sebastião Salgado, Gold Mine of Serra Pelada, Pará, Brazil, 1986 © Sebastião Salgado.

Migration, Erinnerung, Verantwortung

In Exodus porträtierte Salgado die globalen Bewegungen von Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten. Über sechs Jahre hinweg reiste er durch mehr als 35 Länder und schuf eine Bildsprache, die bis heute berührt. Schon seine frühe Serie Other Americas machte sichtbar, was ihn sein Leben lang beschäftigte: Würde, Gemeinschaft und Hoffnung.

Neben der Ausstellung in der Galerie Bene Taschen zeigt das Rautenstrauch-Joest-Museum zeitgleich Salgados Projekt Amazônia, eine Hommage an den Regenwald, dessen Schutz zu seiner Lebensaufgabe wurde. Gemeinsam mit seiner Frau Lélia Wanick Salgado gründete er das Instituto Terra, das sich der Wiederaufforstung und Umweltbildung in Brasilien widmet. Mehr als drei Millionen Bäume wurden dort neu gepflanzt.

Sebastião Salgado
Sebastião Salgado Workers emerging from a coal mine, Dhanbad, Bihar State, India, 1989 © Sebastião Salgado.

Ein fotografisches Vermächtnis

Salgado war Chronist und Aktivist zugleich. Seine Arbeiten sind in den bedeutendsten Sammlungen der Welt vertreten, darunter das MoMA in New York, die Tate in London und das Centre Pompidou in Paris. Wim Wenders’ Dokumentarfilm „Das Salz der Erde“ brachte 2014 das Werk des Fotografen auf die Kinoleinwand und wurde für einen Oscar nominiert.

Mit der Retrospektive in Köln kehrt sein Werk nun dorthin zurück, wo Fotografie nicht als Abbild, sondern als Haltung verstanden wird. Ein Pflichttermin für alle, die glauben, dass Bilder die Welt verändern können.

Sebastião Salgado. Eine Retrospektive

Galerie Bene Taschen, Lindenstraße 19, 50674 Köln
Eröffnung: Samstag, 25. Oktober 2025, 14.00–19.00 Uhr
Laufzeit: 29. Oktober 2025 – 24. Januar 2026
Öffnungszeiten: Mi–Fr 13.00–18.00 Uhr, Sa 11.00–16.00 Uhr
www.benetaschen.com