Till Nowak: Der Weltenbauer zwischen Realität und Fantasie

Jeden Morgen bringt Till Nowak seine Kinder zur Schule – und dann taucht er ein in eine andere Welt.

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Habitat. Till Nowak.

In seiner Garage in Los Angeles, die mehr einem Monitorturm als einem Arbeitszimmer gleicht, erschafft er digitale Landschaften, Städte, Felder und Menschen, die es nur in seiner Vorstellung gibt. Nowak ist einer der interessantesten deutschen Künstler in den USA – und doch kennen nur wenige seinen Namen, obwohl seine Bilder Hollywoodfilme maßgeblich geprägt haben.

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Habitat. Till Nowak.

Vor acht Jahren zog der heute 44-Jährige von Deutschland nach Kalifornien. Bereits 2015 feierte er mit seinem Kurzfilm Dissonance einen Erfolg auf der Berlinale. Doch bald stellte er fest: „Klassisches Filmemachen ist gar nicht sein Ding.“ Er wollte nicht nur Stars inszenieren, sondern ganze Welten erschaffen. Das faszinierte auch die Filmindustrie. Regielegende Francis Ford Coppola engagierte ihn für Megalopolis, und Marvels Oscar-prämierter Blockbuster Black Panther wäre ohne seine digitalen Visionen kaum denkbar gewesen.

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The Golden City of Wakanda. Black Panther.
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The Golden City of Wakanda. Black Panther.

Nowak ist Concept-Artist. Regisseure und Studios kommen zu ihm, wenn sie Fantasien visualisieren wollen, wenn ein Film eine Stadt braucht, die noch nie jemand gesehen hat. Dabei sieht er sich selbst nicht als Technik-Nerd, sondern als Künstler, der sich von Caspar David Friedrich inspiriert fühlt: „In der Romantik ist der Mensch ziemlich unbedeutend in der überwältigenden Natur. Das hat mich angesprochen.“

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Jabariland. Black Panther.
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Jabariland. Black Panther.

Seine Werke, die aktuell im Goethe-Institut von Los Angeles ausgestellt werden, zeigen surreale Architekturen, gigantische Metropolen oder schwebende Landschaften – Orte, die so real wirken, dass man sie betreten möchte. Doch bei all der Perfektion bleibt eine Frage: Ist Nowak ein Visionär oder der letzte digitale Dinosaurier? Während sich die Filmindustrie zunehmend auf künstliche Intelligenz verlässt, bleibt er bei seinem Prinzip: „Ich mache die Arbeit noch jeden Tag selbst.“ Er hätte seine Karriere mit dutzenden Assistenten skalieren können, aber das hätte ihn nicht glücklich gemacht. „Was mich glücklich macht, ist, durch dieses Fenster in die digitale Welt zu gucken.“ Seine Kunst ist ein Balanceakt zwischen Technik und Emotion, zwischen Konstruktion und Kreativität. In einer Branche, in der Maschinen bald das Denken übernehmen könnten, bleibt Till Nowak einer, der noch selbst träumt – und aus seinen Träumen neue Welten baut.

Till Nowaks Welten:

Black Panther

Habitat

Dissonance