Die indische Marke Phantom Hands lässt Mid-Century-Möbel wieder aufleben, die einst Pierre Jeanneret für die Planstadt Chandigarh bauen ließ. Bekannte Designer wiederum liefern spannende Neuinterpretationen der Ikonen.
Alles begann in einer kleinen Werkstatt in Bangalore. Deepak Srinath und Aparna Rao, beide Fans des modernistischen Designs, war es nach aufwendigen Copyright-Recherchen gelungen, Reeditionen von Möbeln fertigen zu lassen, die der Architekt Pierre Jeanneret in den 1950ern für Chandigarh geschaffen hatte – der Metropole in Nordindien, die sein Cousin Le Corbusier ab 1951 am Reißbrett entwarf.
Als Hommage an die geschickten Handwerker, die damals Stühle, Schreibtische und Bänke für das Mammutprojekt konstruierten – und sie heute reproduzieren – nannten die beiden Inder ihre Manufaktur Phantom Hands. Und sie luden bekannte Designer dazu ein, zeitgenössische Versionen der legendären Entwürfe zu kreieren – mit verblüffenden Ergebnissen: Der Grafiker Felix Pfäffli etwa erfand mit seinem Crocodile Chair und dessen rundgeschliffenen, aber perfekt ineinander verbissenen Zahnreihen eine mutige Abwandlung von Jeannerets Easy Armchair von 1955. Erkennungszeichen: die A-förmige Seitenansicht.
Der deutsche Gestalter und gelernte Tischler Klemens Grund wiederum schreinerte sanft gerundete Liegen im Stil des Tropical Modernism. Die x+l 03-Leuchte mit Rohseidenschirm schuf das Amsterdamer Designerduo Xander Vervoort und Leon van Boxtel aus Resthölzern. Und im Januar stellt das Designertrio Big-Game aus Lausanne seine Kollektion für das Label vor. Stilvoller lässt sich ein gestalterisches Erbe kaum bewahren.