Holz, Stoff, Papier – für ihre Arbeiten bedient sich Sabine Finkenauer einer Vielzahl verschiedener Medien. So ist auch die Teppichkollektion, die jetzt gemeinsam mit dem Label Nanimarquina entstand, nichts weniger als streichelweiche Kunst.
Einfache Plastikperlen, bunt, knubbelig rund, aufgereiht an einer Schnurund um den Hals oder das Handgelenk getragen, lieferten die Idee, aus der die Künstlerin Sabine Finkenauer und das Textilunternehmen Nanimarquina eine neue Kollektion von Teppichen entwickelten. Die Rhein-länderin, die an der Akademie der Bildenden Künste München Bildhauerei studiert hat, lebt seit 1993 in Barcelona. Vergangenes Jahr feierte sie mit einer limitierten Keramikedition für das finnische Homeware-Label Marimekko sowie mit grafisch bedruckten Sweatshirts für die Modemarke Thinking Mu Erfolge. Ihre Arbeiten sind plakativ, geometrisch und farbenfroh, die narrativen Bezüge – Blumen, Häuser, Bäume nur spärlich und stark abstrahiert. »Simple Dinge« sind es, die sie faszinieren und die sie mal geometrisch wie Bauhaus-Übungen, mal verspielt wie naive Kinderzeichnungen, als Dots, Schraffuren, Würfelberge oder auch angedeutete.
Striche und Formen, übertragen in traditionelles Handwerk:
Der Entwurfsprozess für die Teppichserie Pearls lief allerdings nicht ganz so einfach und verspielt ab, wie das Ergebnis vermuten lässt: »Bei der Übersetzung einer Vorskizze oder einer Malerei in einen Teppich eröffnen sich ja nicht nur ästhetische, sondern natürlich auch technische Fragen«, erklärt die 63-jährige Künstlerin. »Um diesen Prozess genau kontrollieren zu können und die Farbpalette abzustimmen, wurden mehrere Testrunden in den indischen Werkstätten von Nanimarquina gedreht und Probestücke hergestellt«, erinnert sie sich. »Dank der Erfahrung der Firmeninhaberin Nani Marquina waren die Ergebnisse aber am Ende für alle überzeugend.«
Dynamisch, farbig, geometrisch genau
Überzeugend – dieses Wort trifft die Wirkung, welche die Teppiche und Läu fer im Raum entfalten, auf den Punkt. Denn so formal klar und farblich har monisch, wie sie daherkommen, verleihen die Kreationen aus Schurwolle jeder Einrichtung Gewicht. Für Sabine Finkenauer, die sich in einem Dialog mit Kunsthandwerk und Design sieht und immer wieder mit neuen Materialien experimentiert, ist Pearls eine naheliegende Fortführung ihrer Arbeit. »Aus eigener Initiative hatte ich bereits zwei meiner Zeichnungen als Teppiche knüpfen lassen und vor Jahren auch selbst textile Wandbehänge genäht, um die Übertragung von Zeichnung ins Medium Textil zu erforschen«, erzählt sie. »Auch die Idee eines Bildes am Boden finde ich spannend.«
In ihrem Hinterhofatelier in einer belebten Straße der Altstadt von Barcelona kann man in den munteren Kosmos der Sabine Finkenauer eintauchen. Hier hängen Zeichnungen, Skizzen, Papiersilhouetten und Farbproben an der Wand, auf dem Boden liegen Teppichdummys aus festem Karton. Sofern sie nichts davon abhält, verbringt die Künstlerin hier täglich viele Stunden, wie sie sagt: »am liebsten alleine, mit Machen, Denken und Schauen. Das Wichtigste ist es, hier zu sein und ich liebe es.«