Das dänische Architekturbüro BIG (Bjarke Ingels Group) hat den Wettbewerb für den Neubau der Hamburger Staatsoper einstimmig gewonnen.
Die Elbe und der Hamburger Hafen bieten ein ideales Hintergrundbild für spektakuläre Neubauten. Das wissen die Hanseaten längst, auch wenn die Projekte in der Regel nicht ohne einiges Zähneknirschen über die Bühne gehen. Jüngstes Beispiel für Ungemach bei ambitionierten Bauprojekten am Hafen ist das auf absehbare Zeit unfertige Turmskelett des Pleite-Investors René Benko, das einmal ein stolzer »Elbtower« werden sollte. Auch mit der heute von allen verehrten »Elbphilharmonie« haben viele Hamburger während der zu langen und zu teuren Bauphase erheblich gefremdelt, bevor sie nach Fertigstellung – von allen liebevoll als »Elphi« tituliert – ins Herz geschlossen wurde.
Der prämierte Entwurf für die neue Hamburger Oper des dänischen Star-Architekten Bjarke Ingels, Gründer der Bjarke Ingels Group (BIG) soll solche Probleme nicht verursachen, nicht zuletzt weil er zu großen Teilen durch Geld der Kühne Stiftung finanziert wird. Die Idee von BIG ist ein gläserner Rundbau, von schmalen Säulen getragen, mit umlaufenden, ineinandergreifenden Dachschrägen, direkt an der Elbe. »Eine bescheidene Ikone« solle die neue Oper werden, wie der regierende Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher bei der Präsentation ausführte. Das schneckenförmig aufsteigende begrünte Gebäude ist von außen als architektonischer Park nutzbar. Innen bietet es einen Saal für 1500 Besucher, etwas kleiner als die alte Oper in der Innenstadt.


Der Entwurf der neuen Oper, der von einer 16-köpfigen Jury einstimmig zum Sieger erkoren wurde, hat sicher das Zeug, zu einem weiteren Publikumsmagnet am Hafen zu werden. Auf das dänische Büro ist diesbezüglich Verlass. Die Meister der intelligenten Spektakel-Architektur haben es sogar geschafft, ein Heizkraftwerk zum Sightseeing-Objekt zu erheben. In ihrer Heimat schufen sie mit »CopenHill« ein solches, dessen dramatische Dachschräge als Skipiste genutzt werden kann. Vorgemacht, was man mit einer solch volksnahen Oper bei Besuchern und Einheimischen erreichen kann, hat vor Jahren das norwegische Büro Snøhetta im Hafengebiet von Oslo bewiesen. Die Norweger waren auch zu diesem Wettbewerb eingeladen, gingen aber trotz ihrer Steilvorlage diesmal leer aus.
Ein einzigartiger Solitär, wie es sich der Stiftungsgründer Klaus-Michael Kühne gewünscht hat, wird die neue Oper an der Elbe aber wohl nicht werden. Der Entwurf für das Konzerthaus in Hamburgs Partnerstadt Prag stammt ebenfalls von BIG und sieht, abgesehen von einem deutlich dominanteren Einsatz von Säulen wie das Original der neuen Hamburger Oper aus. Baubeginn in Prag soll 2027 sein. In Hamburg ist der Startschuss für 2030 geplant.