Bei näherer Betrachtung könnte man meinen, Aladdins fliegender Teppich sei nicht nur ein Fantasieobjekt, sondern eine Hommage an die reiche Kultur und Tradition der Teppichkunst. Das mag für Aladdin gelten, für das Amsterdamer Designstudio Zakaria Rugs trifft es aber auf jeden Fall zu.
Die Faszination für handgefertigte Produkte und der Wunsch, deren Wertschätzung wiederzubeleben, waren der Ausgangspunkt für Philip Rosenberger, als er 2019 Zakaria Rugs gründete. Nach Jahrzehnten der Massenproduktion und des exzessiven Konsums erkannte Rosenberger die dringende Notwendigkeit, traditionelle und qualitativ hochwertige Handarbeit zu fördern und wieder in den Vordergrund zu rücken. Seine Form des Protests: der Teppich.
Für Rosenberger und Zakaria ist der Teppich mehr als nur ein Bodenbelag. Er ist Kunst- und Gebrauchsobjekt, veredelt Räume sowohl auf dem Boden als auch an der Wand und stellt zudem eine flauschige Leinwand dar, auf der sich Künstler entfalten können. Eine Philosophie, die sich durchaus gelohnt hat.
Es begann, wie viele beeindruckende Geschichten, mit einem einfachen Anliegen. Nebenberuflich begann Rosenberger damit, industriell gefertigte Teppiche in Einzelhandelsgeschäften durch den Verkauf von Sammlerstücken aus Marokko, Tibet und Indien zu ersetzen. Die Liebe zur Teppichkunst entwickelte sich rasch und intensiv, und in kurzer Zeit mauserte sich Zakaria Rugs vom Importeur und Händler zum Designer und Produzenten. In Zusammenarbeit mit zeitgenössischen, multidisziplinären Künstlern wurden die ersten Teppiche entworfen und ein Erfolgsmodell geboren.
Inzwischen hat Zakaria drei Kollektionen herausgebracht, die alle in Zusammenarbeit mit internationalen Künstlern entstanden sind und durch innovative Marketingstrategien auf großer Bühne Aufmerksamkeit erregt haben. Eine Kombination aus kreativen Foto- und Filmkampagnen, ausgewählten Messeauftritten und natürlich qualitativ hochwertigen, einzigartigen Produkten führte zu Anerkennungen bei der Dutch Design Week, der Paris Design Week, im European Cultural Centre in Venedig, auf der Amsterdam Fashion Week und der Julia Stoschek Collection für die Berlin Art Week.
Kein Wunder bei den besonderen Ansätzen, die das junge Unternehmen schon jetzt auszeichnen. Saana ist eine dieser Geschichten, die durch die Verschmelzung von künstlerischer Ästhetik und emotionaler Kraft überzeugt. Als junges Mädchen aus dem Iran geflohen, kämpfte Saana lange Zeit mit ihrer psychischen Gesundheit, bis sie die Malerei als Ausweg entdeckte und durch die Kunst wieder Freude am Leben fand. Durch die Zusammenarbeit mit Zakaria konnte sie diesem therapeutischen Schaffensprozess reale Produkte folgen lassen und die Designwelt begeistern.
Heute traditionell vor allem in Indien hergestellt, stehen Nachhaltigkeit und die Unterstützung der lokalen Gemeinschaften im Mittelpunkt des Produktionsansatzes von Zakaria. „Faire Bezahlung und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unserem Produzenten stehen bei uns an erster Stelle“, erklärt Rosenberger. „Vom Spinnen der Wolle bis zum Transport arbeiten rund 12 Menschen an einem Teppich und es ist mir ein besonderes Anliegen, nicht nur durch die Produktion die lokale Wirtschaft zu fördern, sondern auch gemeinsam mit meinem Partner die Teppichkunst weiterzuentwickeln, neue Techniken, Materialien und Farben zu entdecken.“
Das meist aus Schafwolle gewonnene Garn wird über offenem Feuer mit natürlichen Farbstoffen aus getrockneten Blumen, Gemüseschalen, Mineralien oder Wurzeln gefärbt. Getreu den Ursprüngen der Teppichkunst werden die Stücke von Hand gewebt und geklopft, mit Naturseife gewaschen und in der Sonne getrocknet. Chemikalien und synthetische Farben sind hier Fremdwörter.
Vor kurzem eröffnete Zakaria Rugs seinen neuen Showroom in den ikonischen „9 Straatjes“ von Amsterdam, wo demnächst die vierte Kollektion präsentiert wird. Darunter ein Lederteppich aus alten Motorradsitzen und ein 17 cm dicker „Wolkenteppich“. In einem ehemaligen Bankgebäude blickt man hier in die Zukunft. Das Ziel: Mit nachhaltig produzierten und einzigartig gestalteten Teppichen den Menschen die Teppichkunst näher zu bringen.