Interior Styling Tipps: Von A wie Ausmisten bis V wie vertikales Denken

Manchmal fehlt die Zeit, manchmal die Muße, oft der Mut – um aus der Wohnung das Beste herauszuholen. Hier kommen Simona Heuberger und Nadja Tadjali ins Spiel – mit Fantasie und praxisnahen Prinzipien versehen sie Wohnungen mit einem neuen Interior-Look.

Die Probleme der anderen, sind ihre Freude: Verbaute Flure, fade Wände, doppeltgenutzte Zimmer… Gerade in den weniger vorzeigbaren Ecken einer Wohnung entdecken Simona Heuberger und Nadja Tadjali oft ungeahntes Potential. In der Abstellkammer einer Küche etwa eine charmante Erweiterung des Raumes. „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ heißt nicht ohne Grund ein Slogan auf ihrer Website.

„Mit dem Blick von außen entdeckt man einfach mehr“, sagen die beiden bescheiden. Aber natürlich spielt vor allem ihre jahrzehntelange Erfahrung als Interior Redakteurinnen eine Rolle. Und: sie haben ihre Prinzipien! Diese Leitsätze sind so lässig und lebensnah wie die beiden Frauen selbst.

Nummer 1: „Es muss nicht immer alles erneuert werden. Wir arbeiten mit dem, was da ist.“ Das ist nicht nur umweltfreundlich und kostengünstig. Die Dinge, mit denen man lebt, haben schließlich oft eine Geschichte. „Die Persönlichkeit der Bewohner und ihr kultureller Background sollten sich in der Wohnung widerspiegeln“, finden die zwei Münchnerinnen, die eine mit schwäbischen, die andere mit iranischen Wurzeln. Weil sie sich so gut ergänzen, und denselben intellektuellen und zugleich verspielten Ansatz haben, arbeiten sie am liebsten im Team.

Bei fast jedem ihrer Projekte steht zuerst Aufräumen an, denn: „Ein Raum muss atmen können.“ Viele Menschen versammeln gern all ihre Schätze um sich – „Dann kommt nichts wirklich zur Geltung!“ Die Lösung: strenge Auswahl und harmonische Arrangements. Das Komponieren von Dingen und Objekten liegt beiden besonders, da sie bestens mit den Ordnungsprinzipien der Kunst vertraut sind (Simona absolvierte ein Studium der Kunstgeschichte) sowie mit dem Einsatz von Farbe.

Stilleben
Stilleben.

Wandfarben sind eine Wunderwaffe“, wissen sie, und ein gutes Farbkonzept die Garantie für eine gelungene Neugestaltung. „Entscheidend bei der Auswahl ist das subjektive Empfinden. Mit Farben, von denen man sich angezogen fühlt, wird man sich wohlfühlen.“ Nicht selten endet ihr Einsatz schon mit neuen Farben, erklärt das Duo. Leider, so kommt schließlich eine andere Superkraft nicht zum Einsatz: Vertikal denken und die Räume so bis in den letzten Kubikzentimeter zu bespielen. „Etwa ein Regal über die ganze Wand und bis zur Decke zu ziehen – das wirkt großzügiger und erweitert das Zimmer optisch.“

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Einfach mal die ganze Wand bespielen.

Fragt man die beiden nach dem wichtigsten ihrer Prinzipien, sagen sie einhellig: alle Räume sollten zusammenpassen, es muss einen roten Faden geben! „Der auch rosa sein kann,“ sagt Simona.Oder es können“, so Nadja, „Kunstwerke sein, die durch die Wohnung führen.

 

Rosa Faden
Der besagte rosa Faden.

Sie dürfen gern an überraschenden Plätzen hängen, etwa über dem Lichtschalter oder der Tür – wie bei jener Abstellkammer, siehe oben. Weil die Küche eng war und Stauraum fehlte, wurde die Kammer zum begehbaren Schrank inszeniert: die Tür ausgehängt, die Wände bis zur Decke hoch mit Regalen versehen und eine Nuance dunkler als die Küche gestrichen – sogar der Boiler bekam ein Farbkleid und macht sich nun unsichtbar. Auf den Regalen reihen sich Vorratsgläser aneinander, „Jetzt erinnert die Kammer an einen Kaufmannsladen. Aufräumen macht gleich viel mehr Spaß.“ Auch ein wichtiges Prinzip von Heuberger/Tadjali: eine Wohnung muss kein Statement sein, sondern jeden Tag Freude bereiten.

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Die beiden Interiorspezialisten im Portrait. (Links Simona Heuberger, rechts: Nadja Tadjali)
heubergertadjali.com