Das Wunder von Basel

Wer durch die Gassen der Schweizer Minimetropole Basel im Dreiländereck läuft, traut seinen Augen nicht: Hinter der aufgeräumten Idylle, die sich links und rechts des Rheinufers auftut, geht’s erstaunlich rebellisch zu – mit avantgardistischer Architektur, aufregender Kunst und unangepassten Bürger:innen, die schon Picasso in Staunen versetzten. Über eine Stadt von Welt im Taschenformat.

Als Joseph Beuys vor die Tür gesetzt wurde, konnte die Zukunft beginnen. Vierzig Jahre waren seine Arbeiten wie die Installation Feuerstätte im Kunstmuseum Basel | Gegenwart zu sehen – bis Maja Wismer im Oktober 2020 die Leitung übernahm und dem »Mann mit Hut« einen Platzverweis erteilte. »Dass das meine Absicht war, hatte ich bereits in meinem Vorstellungsgespräch gesagt«, verrät die Kunsthistorikerin, die immerhin über den Aktionskünstler promovierte. »Die Zeit war reif für diesen Schritt. Der war aber keine Abwertung, sondern eine Neuordnung – Beuys gehört in die historische Abteilung.«

Eine Aktion, die für Schlagzeilen sorgte, zumal die Dependance des Kunstmuseums seit ihrer Eröffnung 1980 als eine Art Showroom für das Enfant terrible aus Düsseldorf fungierte. Was ist zeitgenössische Kunst, was ein alter Schinken? Und wann fängt die Gegenwart an? Maja Wismer nutzte die Zäsur als Bestandsaufnahme und holte für eine »Psychoanalyse des Gebäudes« die neuseeländische Künstlerin Ruth Buchanan ins Boot. Dabei wurde deutlich: Etliche Werke hatten ihre Halbwertszeit längst überschritten und stammten zudem von männlichen Ikonen der 1960er- und 70er-Jahre. »Ich bin Jahrgang 1981, fast wie das Haus – das passt. Viel älter sollte die hier gezeigte Kunst nicht sein«, findet die mit Unterbrechungen seit gut 20 Jahren in Basel heimische Schweizerin und führt weiter durch die lichtdurchfluteten Räume, die Teil einer einstigen Papierfabrik sind. Ihr Ziel: neue Impulse für die Zukunft setzen, den unterrepräsentierten Teil der Sammlung sichtbar machen, divers sein, auch selbstironisch, mit Humor.

Kaum war der alte Beuys-Saal entrümpelt, öffnete Maja Wismer die bis dahin versiegelten Fenster im dritten Stock. Dabei fiel ihr Blick auf die in den Himmel ragenden Roche-Türme. Der Hauptsitz des Pharmakonzerns, entworfen vom Architektenduo Herzog & de Meuron, prägt die Skyline als modernes Wahrzeichen – welch eine Symbolik für die Aufbruchstimmung!

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HOTELS

Volkshaus Basel

Volkshaus Basel
Fast elf Jahre, nachdem Herzog & de Meuron mit der Renovierung des Hauses von 1925 begannen, wurde es Ende 2020 fertiggestellt – mit 45 schlicht-stilvollen Zimmern sowie einer wunderschönen Brasserie und Bar: Hier trifft historische Bausubstanz auf moderne Architektur (und Kunst). Nicht zu toppen!

Nomad

Nomad
Boden, Wände und Decken aus Beton, Möbel aus Eiche. Dazu Textilien, die in unterschiedlichen Streifenmustern und Farbkombinationen für die 65 Zimmer entworfen wurden. Alles geschmackvoll und passend für einen mobilen, modernen Lebensstil. Beliebt, auch bei den Locals: das stylishe Hotelrestaurant Eatery.

Krafft Basel

Krafft Basel
Die Gedanken fließen beim Blick auf den Rhein. Das hat schon Hermann Hesse gespürt, als er hier zu Gast am Steppenwolf schrieb. In diesem Jahr feiert das nahe des Münsterplatzes gelegene, zeitlos elegante Boutiquehotel der Krafft- Gruppe sein 150 jähriges Jubiläum (mit attraktiven Hotel- und Restaurant-Packages).

RESTAURANTS

Amber Bar

Amber Bar Basel
Kaum hatte diese durchgestylte Location 2022 im Turm der ehemaligen Kaserne geöffnet, wurde sie zu einem der angesagtesten Spots der Stadt. So ausgewählt wie das von Szenegastronomin Cécile Grieder inszenierte Interieur und die Cocktailkarte, so fantastisch ist das Panorama auf der Dachterrasse. Ein Must-see!

Roter Bären

Roter Baeren
Das Besondere dieses ebenso gemütlichen wie sympathischen Ecklokals (neben den von der Decke hängenden Kugelleuchten): das Küchenkonzept. Alle Gerichte haben die gleiche Größe, es wird nicht zwischen Vorspeise und Hauptgang unterschieden, sodass man frei kombinierbare Teller bestellt.

Unternehmen Mitte

Unternehmen Mitte Basel

Aus dem Gebäude der ehemaligen Schweizerischen Volksbank wurde 1998 das größte Kaffeehaus des Landes. Zu hausgemachten Kuchen und Biogerichten spielt regelmäßig Livemusik, zudem finden Ausstellungen und Gesprächsrunden statt. Ein kreativer, kommunikativer und liberaler Ort der Begegnung (und Kulinarik).

MUSEEN UND GALERIEN

Novartis Campus

Novartis Campus

Seit Herbst 2022 ist der Campus des Pharmakonzerns Novartis für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Obergeschoss des von Michele De Lucchi kreierten Pavillons beherbergt die Dauerausstellung Wonders of Medicine. Imposant auf dem Gelände: die Bauwerke von Frank Gehry, Tadao Ando, David Chipperfield und Co.

Schaulager

Schaulager

2003 mit der Idee gegründet, die Lagerung und das Sichtbarmachen zeitgenössischer Kunst zu vereinen, feiert das von Herzog & de Meuron gebaute Schaulager sein 20-jähriges Bestehen mit der Gruppenausstellung Out of the Box (10.06. bis 19.11.2023). Gezeigt werden unter anderem die neuesten Zugänge der Sammlung.

Museum Jean Tinguely

Museum Jean Tinguely

Das von Mario Botta erbaute Haus zeigt die wahnwitzigen Erfindungen des Malers und Bildhauers Jean Tinguely. Einige der kinetischen Skulpturen lassen sich per Knopfdruck in Bewegung setzen. Ein großer Spaß: die von Tinguely erfundene Zeichenmaschine Méta-Matic, mit der Besucher ihr eigenes Werk kreieren können.

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