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Downtown L.A. – die neue Szene

Lange mit einem negativen Image behaftet, ist die Innenstadt von Los Angeles derzeit dabei, sich zu einer Lieblingsecke der kalifornischen Metropole zu mausern. Vom Goldrausch über die Explosion des Immobilienmarktes bis hin zu zahlreichen Identitätskrisen: Downtown L.A. (DTLA) kennt Höhen wie Tiefen gleichermaßen. Geschichte(n) eines ebenso kämpferischen wie visionären Bezirks – mit Potenzial für einen Oscar als coolstes Comeback eines Großstadtviertels!

Alles begann gut auf diesem spanischen Fleckchen Erde im äußersten Westen der Vereinigten Staaten, das 1781 von rund 40 Menschen aus den umliegenden Ländern besiedelt wurde. Sie nannten ihr Zuhause El Pueblo de la Reina de Los Ángeles (Das Dorf der Königin der Engel). Es wuchs und ging 1848 in den Besitz der USA über.

Der Goldrausch und der Ausbau des Eisenbahnnetzes lockten viele Abenteurer und Investoren an, darunter den Millionär Lewis Bradbury, der seinen Erfolg mit dem Bau des Bradbury Building zur Schau stellte. Im Inneren erhellt ein riesiges Glasdach, das vor der Einführung der Elektrizität unverzichtbar war, ein Atrium.

Umgeben von Backsteinbalkonen und schmiedeeisernen Geländern, erstreckt es sich über mehrere offene Stockwerke. Eine imposante Kulisse, die Regisseur Ridley Scott in den 1980er-Jahren für seinen Science-Fiction-Film Blade Runner nutzte. Zuletzt zog dort das NeueHouse ein, ein privater Co-Working-Space und Treffpunkt kreativer Mitglieder.

Die dazugehörende Wyman Bar, benannt nach dem Architekten des Kultobjekts von 1893, ist eine der begehrtesten Locations. Als neues Epizentrum des örtlichen Lebens wurde 1917 unweit des Bradbury Building die Markthalle des Grand Central Market eröffnet. In den späten 1920er-Jahren schossen Art-déco- Wolkenkratzer und neoklassisch angehauchte Gebäude wie Pilze aus dem Boden. Zu den bemerkenswertesten Bauwerken gehören das Einkaufszentrum Eastern Columbia Building, das 13-geschossige The Oviatt, das Southern California Edison, das die Stadt mit Strom versorgt, und die City Hall, das Rathaus. Nur wenige Blocks entfernt steht das neobarocke Tower Theatre, das erste Tonkino, während der Vorführraum der United Artists Studios (von Charlie Chaplin mitgegründet) den spanischen Gotikstil zelebriert.

Inmitten des Glanzes die Kehrseite des amerikanischen Traums: Im Viertel Skid Row hausen seit den 1930er-Jahren die Ärmsten der Armen in provisorischen Zelten. Trotz der Bemühungen von Missionaren und städtischen Sozialdiensten pro tieren die sozial Abgehängten nicht von den Aufschwungphasen der Gegend.

Die einzige Beachtung erfahren sie in der Kathedrale Our Lady of the Angels, 2002 erbaut von Rafael Moneo, Pritzker-Preisträger des Jahres 1996. Die Wände des Kirchenschiffs schmücken Porträts aus der Teppichserie The Communion of Saints des Künstlers John Nava – als Ehrerbietung gegenüber den Slumbewohnern. Die Jahre vergingen, Kriege und aufeinanderfolgende Finanzkrisen ließen das Viertel untergehen.

DTLA wurde zu einer leeren Hülle, in die man sich nur noch hineinwagte, um die Textilfabriken am Laufen zu halten und den Transport der Waren in den riesigen Lagerhäusern zu verwalten. Doch der vielfach gefallene Engel rappelte sich einmal mehr auf.

Vieles spricht für ein neues goldenes Zeitalter.