Helsinki: Glück im Dauer-Abo

Bereits zum siebten Mal in Folge belegte Finnland in diesem Jahr den ersten Platz beim World Happiness Report. Kein Wunder, hier sorgen Mumins und Marimekko für gute Laune, treffen sich Bewohner mit Staatsoberhäuptern in der Sauna, und ein »Chief Design Officer« lenkt die Ästhetik. Zu Besuch in der höchst sympathischen Hauptstadt.  

Nur noch wenige Minuten bis zum Landeanflug, aber beim Blick aus dem Fenster nichts als Wald und Wasser. Von urbanem Leben keine Spur. Wenig später auf der Airporttoilette dringt Vogelgezwitscher aus den Boxen, in der Tiefgarage schleichen sich die E-Autos geräuschlos davon. Wellness für Augen und Ohren und wohl schon einer der Gründe für das Glücksgefühl der Menschen hier: die enge Verbindung zur Natur. Mehr als 70 Prozent der Fläche Finnlands sind mit Kiefern, Fichten und Birken bedeckt, selbst Helsinki ist geprägt von Nationalparks und unzähligen Inseln. 

Auf dem Weg zum Hotel flucht der Taxifahrer allerdings genauso über die vielen roten Ampeln und Baustellen wie seine Kollegen in deutschen Großstädten. Vielleicht mit dem Unterschied, dass er (wie viele der rund 675 000 Einwohner) zur Entspannung in die Zentralbibliothek geht, »mein Lieblingsort«, wie er sagt, als wir diese passieren. Ein monumentaler Bau namens Oodi, dessen Dach sich sanft wie eine Woge über die Holzoberflächen mit frei liegender Terrasse legt. 

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Amos Rex Museum. Helsinki.

HOTELS

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Ursprünglich von Eliel Saarinen (Vater des -später noch berühmteren Architekten Eero) für Finnlands Eisenbahngesellschaft entworfen, beherbergt das Jugendstilgebäude heute dieses zeitlos elegante Hotel. Es gibt 491 modern eingerichtete Zimmer, von denen sich ein Teil im Neubau (von Futudesign gestaltet) befindet. 

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Auch wenn finnisches Design Weltruhm genießt, durfte das Berliner Studio Aisslinger dieses jüngst eröffnete Cityhotel mit 183 Zimmern gestalten. Zum USP gehören neben einzigartigem Design (Abgrenzungswände aus Ziegeln, Kontraste, kräftige Farben) die zahlreichen Gemeinschaftsräume für »echte« Begegnungen.

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Im Osten Helsinkis, direkt am Meer in einem kleinen Wäldchen gelegen, lässt sich in der von Marimekko gemusterten Nolla-Kabine die Zweisamkeit genießen. Das Gute: Gäste können das Setting (Restaurant, Bar, Sauna) des oberhalb thronenden, im original 1960er-Jahre-Stil eingerichteten Hotels Rantapuisto nutzen.

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Nahe der Flaniermeile Esplanade erhebt sich das 1931 eröffnete Hotel mit einem ikonischen Turm (= Torni). In luftiger Höhe kann man in der Ateljee–Bar oder auf den zwei Terrassen einen Drink nehmen und den Blick über die Stadt schweifen lassen. Jüngst öffnete im -Hafenviertel Katajanokka das Sokos-Hotel Pier 4 seine Pforten.

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Hinter der erst kürzlich eröffneten High-End-Herberge steckt Samppa Lajunen, dreifacher Olympiasieger in Nordischer Kombination. Sein Motto: das Beste vom Besten bieten. So gibt es einen Wellness-Concierge, zwei Toprestaurants und XL-Suiten. Das denkmalgeschützte Gebäude liegt im historischen Kruununhaka.

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Entstanden aus einer Druckerei, befinden sich in dem siebenstöckigen Neorenaissancegebäude heute 148 Boutiquezimmer mit Fischgrätparkett, Möbelklassikern (Vitra, Classicon, Louis-Poulsen-Leuchten …) und Kunst. So baumelt gleich beim Eingang eine Drachenskulptur von Ai Weiwei von der Decke. Toll, auch die zentrale Lage!

RESTAURANTS

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Dass hier fleischlos gespeist wird, spielt keine Rolle. Höchstens, weil man von den Halloumi-Pommes nicht genug bekommen kann. Aber die DNA dieses besonderen Lokals ist sein Style: Farben mit Miami-Vibes, wilde Bananenstauden und -jede Menge zeitgenössische Kunst erwarten -einen an der belebten Iso-Roobertinkatu-Ecke.

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Unscheinbar in der ruhigen Nachbarschaft von Kruununhaka gelegen, imponiert dieses Bistro umso mehr mit seiner Küche. An nur sechs Tischen wird zu zwei Zeiten am Abend (18 und 20 Uhr) ein vorzügliches 2- oder 3-Gang-Menü aus besten Zutaten auf hübschem Porzellan -serviert. Neben Klassikern gibt’s Naturweine.

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Dieses elegante Restaurant ist zweigeteilt: Im Erdgeschoss serviert das Sali Interpreta-tionen lokaler Hausmannskost, einen Stock höher genießen Gäste im Salonki nordische Sterneküche, zubereitet nach finnischen -Kochmethoden (Pökeln, Fermentieren, Räuchern). Unbedingt vorher reservieren. 

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Selbst der größte Fischfan könnte in Helsinki mal eine Eiweißpause einlegen. Dann empfiehlt sich das im schönen Design District gelegene Magu. Dort landen auf den großen Tellern ausschließlich gehobene vegane Speisen wie Tarte Tatin mit Roter Bete, Mandelricotta und Rettich oder Risotto mit Zitrone und Safran.  

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Untergebracht in einer Villa aus dem Jahr 1880 und eingerahmt von einem herrlichen Park, punktet dieses sympathische Restaurant schon wegen seiner Location. Dazu die köstliche Mittelmeerküche des gebürtigen Nordmazedoniers Luka Balac. Der Zero-Waste-Verfechter betreibt mit Freunden noch zwei weitere Lokale.

SHOPS

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Das Label, 1935 unter anderem von Alvar und Aino Aalto, Finnlands berühmtestem Architektenpaar, gegründet, ist die erste Adresse für -Interieur. Das zweistöckige Geschäft kombiniert Klassiker mit neuartigen Stücken. Seine Vintage-Kollektion ist bei Artek 2nd Cycle erhältlich, einen Bummel vom Artek-Flagship-Store entfernt.

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Die Marke ist bekannt für ihre einfachen, außergewöhnlichen Muster und den Einsatz von Naturmaterialien, was sich in einer umfangreichen Lifestyle-Kollektion widerspiegelt. Direkt neben dem Museum Amos Rex gibt’s einen Gullichsen Shop, in dem man sich oder seine Lieben zu Hause mit Accessoires erfreuen kann. 

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Das Porzellan, die Vasen und handgefertigten Schmuckstücke werden von führenden finnischen Kreativen hergestellt und stehen für die Wertschätzung zeitloser Schönheit. Der Spirit einer lokalen Gemeinschaft ist schon beim Betreten des Geschäfts mit Galerie in Annankatu zu spüren. Hier herrschen definitiv Good Vibrations!

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Die 30-minütige Straßenbahnfahrt vom Zentrum zum historischen Arabia-135-Quartier lohnt. Aus der einst weltgrößten Keramikfabrik entstand seit dem Jahr 2000 ein modernes Kreativzentrum. Neben Museum und Ateliers gibt es einen Shop voller Iittala- und Arabia-Produkte, zwei der berühmtesten Design-/Lifestylemarken Finnlands.

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25 Straßen rund um Helsinkis Zentrum in den Vierteln Punavuori, Kaartinkaupunki, Kamppi und Ullanlinna umfasst das Gebiet voller Design- und Antiquitätengeschäfte, Modeläden, Museen, Kunstgalerien, Restaurants und Ausstellungsräume: ein inspirierendes Pflaster für Trendsetter auf der Jagd nach coolem Style.

KULTUR

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Der richtige Ort, um in die bunte Welt des finnischen Designs und seiner Geschichte einzutauchen. Im selben Häuserblock ist das Museum für finnische Architektur untergebracht, beide bekommen einen neuen Standort im Südhafen. Bis es so weit ist, erfreuen hier Industrie- und Grafikdesign, Mode – sowie der Museumsshop!

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Die in den Granit geschlagene unterirdische Felsenkirche (Temppeliaukion Kirkko) entstand im Jahr 1969 nach Plänen der Architektenbrüder Timo und Tuomo Suomalainen im Stil des späten Expressionismus. Sie befindet sich nur einen Kilometer vom Hauptbahnhof entfernt und ist besonders stimmungsvoll bei Konzerten. 

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In einer Tennishalle von 1937 widmet sich das HAM den Werken des 20./21. Jahrhunderts
und ist auch für die öffentliche Kunst der Stadt zuständig. Ab 25.10.2024 läuft hier die Aus-stellung Paradise der Mumin-Erfinderin Tove Jansson (1914–2001), die als Malerin, Autorin und Illustratorin von den Finnen verehrt wird.

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Direkt am Wasser gelegen und von einem Skulpturengarten umgeben, ist ein Besuch dieses 1965 in einer ehemaligen Privatvilla eröffneten Museums ein einziges Vergnügen. Im Herbst werden die Fantasiebilder des Dänen Carl-Henning Pedersen die Räume auf der Verbindungsinsel Kuusisaari, zwischen Helsinki und Espoo, erobern.

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Das einstige Wohnhaus der Familie Aalto befindet sich im Stadtteil Munkkiniemi und kann im Rahmen einer Führung besucht werden. Die Bibliothek, großen Tische und der weite Blick in den Garten machen den Alltag des Architekten anschaulich. Auch sein ehemaliges, in der Nähe liegendes Atelier kann besucht werden.

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Oben Platz zum Skaten und City-Treff, unten moderne Kunst: In den Tiefen des Glaspalastes (»Lasipalatsi«), einem funktionalen Meisterwerk der 1930er-Jahre, befindet sich dieses groß-artige Museum mit seinen imposanten Ober-
lichtern, Kuppeln und zeitgenössischen, -vorwiegend finnischen Werken. Spannend!

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