Großbilddias in Leuchtkästen und farbige Prints: Mit 55 teils noch nie gezeigten Arbeiten von Jeff Wall erlaubt die Fondation Beyeler einen neuen Blick auf den Ausnahme-Fotokünstler.
Das, was man nicht sieht, ist die eigentliche Kunst Jeff Walls: die vielen Stunden, in denen er Film- und Theatersettings detailverliebt im Atelier und auf angemieteten Bühnen nachbaut, bevor er sie in einem einzigen Bild festhält. Oder seine Beobachtungen von Alltagsszenen, häufig von Menschen am Rande der Gesellschaft, die er von Statisten nachspielen lässt und so schon in den 1970er-Jahren zum Pionier der »inszenierten Fotografie« wird. Aber Wall gelingt noch eine Besonderheit: Indem er diese vermeintlichen Momentaufnahmen zu Großformaten aufzieht und wie Reklame tafeln hinterleuchtet, werden seine Sujets zu Hauptdarstellern und plötzlich wahrgenommen – so wie der gereizte Mann in der berühmten Arbeit Milk.
»Wall lotet Grenzen aus zwischen Wahrheit und Fiktion, Zufall und Kalkül, Bewusstem und Unbewussten und stellt so das traditionelle Konzept der Fotografie als getreues Abbild der Realität infrage«, erklärt Martin Schwander, Kurator der Fondation Beyeler, die den ikonischen Werken neue Inkjet-Prints und seltene Dokumentarfotos gegenüberstellt. Denn Wall selbst legt sich nicht fest: »Was dieser Mix aus Aktualität, Reportage, Performance, Rekonstruktion und Komposition für eine Kunstform ist? Das werden wir noch erkunden.«