IDEAT Magazin Nr.21

Abonnement

NEWSLETTER ANMELDEN

Zimmermann der Leichtigkeit

Als großer Baumeister der japanischen Architektur verbindet Kengo Kuma traditionelles Handwerk mit modernem Formgefühl. In einer Bonner Ausstellung wird diese Ästhetik spürbar.

Glass Wood House © Scott Frances OTTO sm
Eine Villa von 1956 in New Canaan, USA, erbaut von Mid-Century- Modern-Architekt John Black Lee, erweiterte Kengo Kuma mit dem Glass/Wood House, einem filigranen Stelzen- bau.

Es ist die höchste Kunstder Architektur,zugleich kreativ und rücksichts­ voll zu sein. Etwas Besonderes zu schaffen, aber darauf zu achten, dass sowohl dem Menschen als auch der Natur mit einem Gebäude gedient wird. Diese Gabe besitzt Kengo Kuma, Leitfigur der japanischen Künstler­ architektur. Seine Entwürfe sind stilvolle Unikate, bei denen soziale Belange und der Umgang mit Materialien im Vordergrund stehen. Klassische japa­nische Baustoffe wie Holz, Papier und Metall prägen seine Projekte und er­möglichen es, dass sie ebenso nachhaltig wie filigran sind – ob es ein Pavillon ist, der mit dicker Isolierschicht aus PET­Flaschen eisigen Temperaturen trotzt, oder das Olympiastadion von Tokio mit seiner Holz­Stahl­Konstruk­tion und seinen begrünten Decks und Sprühnebelmaschinen.

kengo kuma 04 scaled
Das auskragende Dach des Coeda-Pavil- lons in der Präfektur Shizuoka ruht auf einer einzi- gen Säule aus zufällig gestapelten Zedernbalken. Die kunstvolle Konstruktion sorgt dafür, dass der Blick aus dem Café hinaus auf den Pazifik nicht durch Stützen verstellt ist. Trotzdem ist das Balken mikado stabil und erdbebensicher. Das Schnittholz sorgt zudem für duftende Raumluft.

Unter dem Namen Onomatopoeia zeigt die Bundeskunsthalle in Bonn rund 20 realisierte Besonderheiten Kumas, darunter das Victoria­&­Albert­Design­ museum Dundee in Form einer Steinarche und das Andersen­Museum im dänischen Odense mit seinen rhythmischen Balkenmustern. Der merkwürdige Titel bedeutet »Lautmalerei«. Kuma wählte ihn aus, um sein Bestreben nach einem ebenbürtigen Dialog zwischen Mensch und Material zu betonen. Die Wow­Effekte seiner Bauten stellen sich ganz von alleine ein.

kkaa.co.jp