Safari für Fortgeschrittene

Der Kruger-Nationalpark steht ganz oben auf der Wunschliste von Südafrikabesuchern. Eine Alternative weitab vom Massentourismus und zudem malariafrei: die (Green) Kalahari in der Provinz Northern Cape. Dort gibt es schmucke Lodges, feurige Sonnenuntergänge, feine Weine und Erlkönige auf Testfahrt durch Wüstensand, getarnt wie die wilden Tiere.

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Bad mit Aussicht: In der Loapi-Zeltlodge verschmelzen Interieur und Landschaft. Warmes Licht, erdige Töne und natürliche Materialien verstärken den Effekt, mitten in der Natur zu wohnen.

Upington? Selbst Einheimische zucken beim Namen dieser kleinen Stadt in Südafrikas größter, aber dünn besiedelter Provinz Northern Cape die Schultern. Im Flugzeug von Kapstadt dorthin sitzen vorwiegend Geschäftsleute, die etwas mit Landwirtschaft oder Solarenergie zu tun haben. Schließlich mangelt es dem heißesten Ort des Landes, in dem die Temperaturen von Dezember bis Februar weit über 40 Grad klettern, nicht an Sonne. Eher an Touristen, die sich an den Sightseeing­Hotspots Kruger Nationalpark, Garden Route und Winelands orientieren. Keine Frage, alles wunderschöne Ziele. Aber Freiheit, Weite, Stille und Abenteuer erlebt man in der Kalahari.

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Kamera gezückt: Giraffen zählen zu den Lieblingsmotiven auf Pirschfahrten.

Der südliche grüne Teil bietet beides: wüstenartige Land­ schaften mit purpurfarbenen Dünen und grandiosen Wildtierreservaten eben­ so wie Weinberge, die sich über fruchtbare Täler erheben. In der Ausgangs­ halle des Airport Upington wirbt ein Plakat mit den Worten: »The Northern Cape, your bucket list destination«. Bisher erkennen vor allem Autoherstel­ ler wie Mercedes Benz, VW oder Land Rover das Potenzial dieser Terra in­ cognita. Unter den extremen Klimabedingungen werden die bis zur Unkennt­ lichkeit getarnten Erprobungsfahrzeuge, genannt Erlkönige, auf dem Weg zur Serienreife auf der Straße gleich hinter dem Flughafen getestet

Die N14 ist eine verkehrsarme Strecke parallel zum Oranje (Orange River). Südafrikas längster Fluss und Lebensader bildet die natürliche Grenze zu Namibia. Seinen Namen erhielt er während der niederländischen Kolonial­ herrschaft. Bis heute wird in dieser Region vorwiegend Afrikaans, früher Kapholländisch, gesprochen. Danie vom Khamakirri Resort, der an diesem Tag als Scout im Einsatz ist, heißt zum Beispiel Van Zyl, hier so gängig wie unser Müller, Meyer, Schulze. Damit es nicht zu Missverständnissen kommt, stellt er gleich klar: »In Northern Cape leben die Menschen nach dem Motto: no rush – relax.« Bedeutet: »Es gibt Snacks, ein Winetasting, bisschen Padd- ling, Lunch …« Klingt nach einem lekker day. Schließlich liegt die Fahrt auf der Genussroute Kokerboom Food and Wine. 

Es geht vorbei an Dattelpal­ men, Windmühlen und Köcherbäumen (Kokerboom), deren Kronen sich zu gigantischen Ballons ausdehnen. »Das sind die Nester der Webervögel«, er­ klärt Danie. »Sie bauen unzählige Brutkammern, in denen auch andere Tiere leben.« Inmitten der ockerfarbenen Weidelandschaft fällt der Blick auf eine rosa Hütte – die Pienk Padstal, ein kurios eingerichteter Gemischtwaren­ laden mit Trockenfrüchten, Gewürzen und hausgemachtem Chutney im Angebot. Es stellt sich heraus: Besitzerin Anne Marie ist die Tochter von Izak Barnard, der 1963 erstmals mobile Safaris durchführte – ein Pionier.

Loapi Room at Sunrise Andrew Morgan
Der Raum unter den Wolken« bedeutet loapi in der Setswana- Sprache. Ein treffender Name für das kürzlich eröffnete Camp Loapi Tswalu, ausgestattet mit sechs luxuriösen Safari-Zelthäusern und gelegen in der südlichen Kalahari.

Easy drinking in der Savanne

Vor der Pirsch wird erst mal gepichelt! Das nördlichste Weinanbaugebiet des Kaps erstreckt sich entlang des Orange River. Von hier kommen übrigens auch die Tafeltrauben für den Export nach Europa und vorzügliche Rosi­nen. Angepflanzt werden vor allem weiße Rebsorten wie Chenin Blanc, Char­ donnay und Muscat d’Alexandrie. Eine große Vielfalt offeriert das Unter­ nehmen Die Mas van Kakamas. »Unsere Weine liegen im Segment easy drinking«, so Winzer André Landmann und meint damit, dass die Tropfen lediglich zwei bis drei Jahre lagern und für den baldigen Genuss gedacht sind. Die Passion des 35-Jährigen: Herstellung von Brandy, »er bringt Menschen zusammen«. So wie jetzt beim Tasting auf der Terrasse des Weinguts mit traumhaftem Blick über die üppigen Rebfelder. Ein Highlight.

Von der Fünfsternelodge bis zum Sternenhimmel de luxe

Zu tief ins Glas geschaut? Wie eine Fata Morgana taucht nach einer Auto­ stunde, die letzten 30 Kilometer über Schotterpisten, am Horizont die Tutwa Lodge auf. Eingebettet in ein privates Wildschutzgebiet im Herzen der kar­gen Green Kalahari, ist sie ideal für Safari­ Abenteuer oder Game Drives, wie die Pirschfahrten auch genannt werden. Nur einer der »Big Five« ist hier heimisch (Leopard), aber dafür Antilopen, Gnus, Erdmännchen … Sie alle zeigen sich – die einen nur für einen flüchtigen Moment, andere wie die ma­jestätischen Giraffen staksen gleich zu mehreren wie auf dem Runway mit ihren Modelbeinen vor dem Jeep und scheinen es zu genießen, dass alle Ka­meras auf sie gerichtet sind. Den Leoparden, der auf dem 16 000 Hektarrie­ sigen Terrain umherstreift, bekommen die Gäste nicht zu Gesicht. Immer­ hin schmückt eine Fotografie des scheuen Tiers die Wand über dem Kamin im Resortrestaurant – aufgehängt von Besitzer Berto Van Zyl, nein, nicht verwandt mit Danie. Bei einem Ausflug zu den nahen Augrabies Falls, den höchsten Wasserfällen Südafrikas, lässt sich noch eine Herde herumflitzender Paviane blicken. Das Betthupferl: wenn sich der Nachthimmel zuzieht wie ein samtig schwarzer Vorhang, übersät mit Abermillionen von Sternen.

Loapi Deck Dining Table Andrew Morgan
Freier Blick über das Tswalu-Reservat auf die Korannaberge: Die sechs Safari-Häuser des Loapi Tented Camps sind als moderne Glas und Stahlpavillons gestaltet. Hier spielen sich beim Dinieren Tierfilme
in Echtzeit ab – ein privates Wildniserlebnis par excellence.

tswalu.com/our-camps/loapi/