Beeindruckende Hommage an den Design-Fantast Alessandro Mendini in der Mailänder Triennale.
Eine Hand aus goldschimmerndem Mosaik. Eine Mini-Kapelle mit pastellfarbener Fassade. Und natürlich der berühmte Proust-Sessel, für den er sich die Form eines verschnörkelten Louis-Seize-Sessels lieh ihn aber kunterbuntem bezog und bemalte. Wer die lichten Ausstellungshallen der Triennale, dem Designmuseum Mailands, betritt, landet – so kommt es einem vor – mitten in Alessandro Mendinis fantasiereichem Kopf.
In beeindruckendem Ausmaß versammelt die Retrospektive »Io sono un drago (Ich bin ein Drache). Die wahre Geschichte von Alessandro Mendini« fast alles, was der 2019 gestorbenen Gestalter in seinem Leben erträumt, erfunden und produziert hat: Kommoden zusammengesetzt aus Dreiecken, Kreisen und Quadraten, Stühle mit Antennen und Vasen mit Gesichtern. Dazu ein komplettes Wohnzimmer, dessen farbenfroh gemusterte Einrichtung vor den Augen zu flimmern beginnt.
Mehr als 400 Möbelentwürfe, Objekte, Gemälde und Skizzen demonstrieren den Einfallsreichtum des bedeutenden Entwerfers des Radical Design, der Italien-typischen Strömung der Postmoderne.
Ganze Wände voller Buntstiftskizzen und Notizen zeigen zudem das philosophische und humoristische Talent des Architekten, Designers, Künstlers und Theoretikers, der in seiner Karriere auch als Chefredakteur bzw. Herausgeber der Zeitschriften Casabella, Modo und Domus tätig war. Nebenbei entwarf er Objekte für Firmen wie Alessi, Zanotta, Bisazza, Hermès, Cartier, Swarovski oder Venini, die heute Kult sind.
Und weil er auch in Sachen Architektur nur so vor Einfällen sprühte, gründete er mit Michele De Lucci und Ettore Sottsass das Studio Alchimia, das postmodernes Design mit einem konsumkritischen Ansatz verband. Später entwarf er mehrere Fabrikgebäude für Alessi und, erbaute – wiederum zusammen mit Michele De Lucchi –, sowie Philippe Starck und dem Wiener Architekturbüro Coop Himmelb(l)au, das Groninger Museum in der gleichnamigen niederländischen Stadt.
Damit zeigt die Retrospektive, organisiert von der Triennale in Zusammenarbeit mit der Fondation Cartier pour l’art contemporain und dem Archivio Alessandro Mendini, die Einzigartigkeit eines kreativen Genies und Design-Revoluzzers, dem Funktionalismus und Gleichheit ein Dorn im Auge war.
Bis 13. Oktober 2024