Eine neue Ausstellung in Berlin zeigt die skandinavischen »Seelenlandschaften« des Fotografen Jan Scheffler – und macht Lust auf den hohen Norden.
Die Auguststraße in Berlin-Mitte ist mit Galerien wie Eigen+Art, Artes oder KW Kunstwerke und Samurai Museum ein Hotspot für die Kunst. Weniger bekannt: die Alfred Ehrhardt Stiftung. Dabei gibt es dort immer wieder spannende Fotokunst zu sehen, wie die gestern eröffnete Ausstellung »Jan Scheffler – 33 Licht« zeigt.
Seit über 20 Jahren zieht es den Fotografen nach Island, Norwegen und Finnland, auf der Suche nach der Stille und insbesondere dem Licht des Nordens, die diese ursprünglichen Landschaften prägen – und zum Leuchten bringen.
Trotz aller Härte der Touren bei Temperaturen von bis zu minus 35 Grad sind die physischen Umstände in den Bildern nicht zu sehen. Sie drücken vielmehr den Frieden und das Glück aus, das der 59-Jährige in den Momenten der äußeren wie inneren Stille empfindet. »In dieser Landschaft ist man kein Suchender. Sie kommt zu einem. Ich kann die Kamera fast überall aufstellen, das Motiv kommt zu mir.« Wolken werden zu Bergen, Gletscher zu Wolken, Eisklumpen zu Salzkristallen, Bäume zu Eisblöcken, Schneedecken zu Wasseroberflächen, Salzwasser zu Gel, Licht wird zu Stein.
Schefflers Kompositionen beruhen auf dem Gesetz des Quadrats, das mehr Ruhe transportiert als ein Rechteck, weil das Zentrum von allen Ecken gleich weit entfernt ist. Das reduziert die Dynamik der bildbestimmenden Grundlinien und verleiht dem Gefüge Stabilität. Und doch sind diese Bilder ausgesprochen spannungsgeladen. Sie könnten in ihrer kitschfreien Schönheit die Texte des norwegischen Schriftstellers Jon Fosse bebildern. Und so passt es, dass es in der Reihe »Literaturhaus der Fotografie« am 13. März eine Veranstaltung in der Alfred Ehrhard Stiftung mit dem Übersetzer des Literaturnobelpreisträgers 2023 geben wird.
Jan Scheffler – 33 Licht.
13.01. – 7.04.2024, Alfred Ehrhardt Stiftung, Auguststr. 75, aestiftung.de