Mit seinen innovativen Bauten trifft er den Nerv der Zeit. Mal als Kulisse, mal als Mittelpunkt urbanen Lebens verwischt der japanische Architekt Riken Yamamoto die Grenzen zwischen öffentlichem und privatem Raum. Seine Fähigkeit, gemeinschaftsfördernde Räume zu schaffen, wurde nun mit dem Pritzker Architekturpreis ausgezeichnet.
Der 53. Preisträger des renommierten Architekturpreises verfolgt eine klare Philosophie. Und das seit fünf Jahrzehnten. Architektur als Medium des sozialen Wandels, als Brücke zwischen Menschen und Kulturen, so sieht Yamamoto seine Aufgabe als Mitgestalter urbaner Lebensräume. Tief überzeugt vom Gemeinschaftsleben, behauptet er, dass der Wert der Privatsphäre zu einer städtischen Sensibilität geworden ist, obwohl die Mitglieder einer Gemeinschaft sich eigentlich gegenseitig unterstützen sollten.
„Für mich bedeutet die Anerkennung des Raums die Anerkennung einer ganzen Gemeinschaft“, erklärt Yamamoto. „Der aktuelle architektonische Ansatz betont die Privatsphäre und negiert die Notwendigkeit gesellschaftlicher Beziehungen. Dennoch können wir die Freiheit jedes Einzelnen ehren, während wir im architektonischen Raum als Republik zusammenleben und die Harmonie zwischen Kulturen und Lebensphasen fördern“.
Die Jury des Pritzker-Preises sieht in Yamamotos Arbeit viele Ideale, die auf die Städte der Zukunft übertragbar sind. „Wir müssen in den Städten der Zukunft Bedingungen schaffen, die Begegnung und Interaktion fördern.“, sagt Alejandro Aravena, Vorsitzender der Jury und Pritzker-Preisträger 2016. „Er ist ein Architekt, der dem Alltag Würde verleiht. Das Gewöhnliche wird außergewöhnlich. Ruhe führt zu Pracht.“
Der in Peking geborene Yamamoto studierte Architektur in seinem Heimatland Japan. In den folgenden fünfzig Jahren ist eine beeindruckende Karriere und Bandbreite an Projekten entstanden. Von privaten Wohnhäusern über Schulen und Universitätscampus bis hin zu Museen und öffentlichen Einrichtungen – oft standen die Gemeinschaft und ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt.
Als neunter japanischer Architekt reiht sich Yamamoto in eine illustre Gruppe von Preisträgern wie Arata Isozaki, Shigeru Ban und Toyo Ito ein. Mit dieser Auszeichnung unterstreicht Japan einmal mehr seine führende Rolle in der Welt der Architektur. Der Pritzker-Preis, der im vergangenen Jahr an den britischen Architekten David Chipperfield und 2022 an den Architekten Diébédo Francis Kéré aus Burkina Faso ging, würdigt jedes Jahr Werke, die die Grenzen der Architektur neu definieren.
Seine frühen Werke, darunter die Yamakawa Villa von 1977 und sein eigenes Wohnhaus Gazebo von 1986, legen besonderen Wert auf Räume und Bereiche, in denen Menschen zusammenkommen. Seine späteren größeren Wohnprojekte folgten ähnlichen Prinzipien, mit dem Ziel, die Interaktion zwischen den Bewohnern zu fördern. Zu seinen bekanntesten Wohnprojekten gehört die niedrige Pangyo-Wohnsiedlung in Seongnam, Südkorea, die im ersten Stock über ein Gemeinschaftsdeck für die Bewohner verfügt.
Auch sein erstes soziales Wohnprojekt, die Hotakubo-Siedlung in Kumamoto, Japan, verbindet auf strukturelle Weise private und gemeinschaftliche Lebensräume. Weitere Schlüsselbeispiele der Yamamoto-Architektur sind die Future University in Hakodate mit einem großen, mehrstöckigen, offenen Lernbereich und die Koyasu Grundschule, deren zentrale Terrassen die Klassenräume miteinander verbinden und so eine Atmosphäre des gemeinsamen Lernens und des Austauschs fördern.
Yamamoto, der Architektur als Instrument der sozialen Interaktion und des Zusammenlebens versteht, nimmt seine Aufgabe ernst, Gebäude zu entwerfen, die nicht nur ästhetisch ansprechend sind, sondern auch das soziale Gefüge einer Gemeinschaft stärken. Von öffentlichen Bibliotheken über Bildungseinrichtungen bis hin zu Wohnprojekten bleibt er seinem Ansatz treu.